Wenn der Mensch dem Menschen ein Raubtier ist

Im Kongo herrscht schon seit langem Krieg und stürzt das Land das so groß wie Westeuropa ist in ein für Bewohner der Ersten Welt kaum fassbares Elend. Das große Drama des Kongo liegt in seinem enormem Rohstoff Reichtum. Verschiedenste Warlords und Milizen kämpfen um den Zugriff auf die Ressourcen, und weil die Einnahmen aus den Rohstoffen den Krieg bestens finanzieren hat keine der Kriegsparteien ein Interesse den Krieg zu beenden.

Auch westliche Firmen mischen mit und haben gleichfalls wenig Interesse an Frieden den in anarchischen Verhältnissen lässt sich wesentlich mehr Profit machen als unter Bedingungen eines funktionierenden Staates der so etwas störendes wie Steuern verlangt.All dies sind Rahmenbedingungen unter denen die gängigen Konzepte der Friedens-Und Konfliktforschung an ihre Grenzen stoßen.

Die Westliche Staatengemeinschaft zeigt recht wenig Interesse daran den Kongo zu befrieden. Zwar gibt es eine EU-Friedenstruppe welche die Wahlen im Kongo abgesichert hat, sie ist aber so klein das sie höchstens Stabilität in Kinshasa herstellen, nicht aber das Land stabilisieren kann.Das gilt schon garnicht für die Kivu-Provinz. Hier herrscht pure Anarchie,auch wenn es nach der Festnahme von Laurent Nkunda möglicherweise einen Hoffnungsschimmer gibt.Bei genauer Betrachtung spricht allerdings mehr dafür das Nkundas Festnahme eher ein Faustpfand im Machtspiel zwischen Kongo und Ruanda als einen Friedensbringer darstellt.


Die Vereinten Nationen konzentrieren sich derweil lieber auf die Jagd nach Piraten vor dem Horn von Afrika,freilich ohne die Ursachen der Piraterie zu bekämpfen.Symptom Behandlung geht vor Nachhaltigkeit,Warenverkehr vor Menschenrechte.


Auf der Strecke bleibt bei alledem die Zivilbevölkerung die im Kongo dahingerafft wird wie die Fliegen.Anschaulich beschreibt das Andrea Jeska in ihrer Reportage der Sargmacher von Goma .Aus ihr stammt auch der Titel dieses Eintrages. Ergänzend zur Reportage gibt es hier noch weitere Beiträge zur Situation Im Kongo.
Henning | ,

6 Kommentare:

  1. Der Freitag inspiriert dich ja ungemein! Hätte auch gerne die Zeit, ihn ausführlich zu studieren...
    Zum Kongo kann ich nicht viel beitragen, da ich die Situation dort nicht genug kenne, aber dass Warenverkehr wichtiger als Menschenrechte ist, hast du gut erkannt. Das thematisiere ich in meinem letzten Beitrag auch und verweise u.a. auf einen Beitrag zur Sicherung "freier Märkte" durch die NATO, komme durch meine radikale Kritik dabei allerdings zu einem Schluss, den du so nicht ziehen würdest: Die NATO muss weg, da mit ihr kein Frieden zu machen ist, nach 1990 vielleicht noch weniger als vorher. Aber selbst wenn die Kriegsallianz aufgelöst werden würde, bliebe die gleiche Problematik, dass "der Westen", also vor allem die EU und USA ihre Politik genauso weiterführen würden wie mit der NATO, nur eben über andere Organisationen und Wege, vielleicht gar verstärkt durch die UNO. Wie man diesem Dilemma kurzfristig entgeht, weiß ich leider nicht, aber Massenproteste gegen den NATO-Gipfel im April wären ein guter Anfang. Und dem Kongo würde auch nur eine radikal andere Herangehensweise an Friedensschaffung und -sicherung in Nord und Süd helfen. Aber dieser Perspektiven- und Prioritätenwechsel kommt bestimmt nicht von PolitikerInnen, sondern bedarf einer deutlichen Machtverschiebung, die wohl von "unten" erkämpft werden muss. Fragt sich momentan nur von wem genau, denn die Friedensbewegung hat wahrlich schon bessere Tage gesehen und selbst wenn diese wieder erstarken würde, ändert dies nichts an den kapitalistischen Rahmenbedingungen, die immer wieder zu Krieg und Elend vor allem in der "Dritten Welt" führen. Menschenrechte werden in diesem Rahmen meist nur rhetorisch verteidigt oder auch einmal aktiv, wenn es wirtschaftlich hilft oder wenigstens nicht schadet. Dass in der Welt von heute Menschenrechte um ihrer selbst Willen verteidigt werden, ist ja höchstens ein schlechter Witz.

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  2. Radikalpazifismus ist ja ne schöne Sache, aber ein Abschaffen der NATO ohne angemessene andere Veränderungen würde die Welt nicht besser machen. Wenn wir schon auf einem weltfremden Level bleiben wollen, dann würde nur die gleichzeitige Abschaffung aller Armeen wirklich Besserung bringen. Hat jemand Ideen zur Umsetzung?

    Außerdem würde diese Abschaffung noch nicht den Rebellengruppen im Kongo ihre AK-47s nehmen. Dort gibt es kein Gewaltmonopol, Schutz und Perspektive hat man nur, wenn man der Stärkere ist, deshalb werden sie die Waffen nicht abgeben.
    Man müsste gleichzeitig das Gewaltmonopol des Staates herstellen und der Bevölkerung Perspektiven und spürbare Verbesserung der Lebensssituation bieten. Das geht einher mit einem anderen Umgang der Industriestaaten mit Afrika und Entwicklungsländern im Allgemeinen, da wären wir also wieder beim bestehenden kapitalistischen System. Sicherheit kann man aber nur mit Polizeikräften, im Extremfall mit Soldaten herstellen, die UN-Truppe zur Zeit ist nur eine Alibi-Lösung ohne Wirkung.
    So unangenehm mir das auch immer ist es zu sagen, aber Radikalpazifismus ist zu einseitig, zu fern von aktuellen Umsetzungschancen und er tötet durch Unterlassung. Er muss die Vision für die Zukunft sein und Richtwert für jetziges Handeln, funktioniert in Gänze im Jetzt aber nur im Elfenbeinturm der Uni.

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  3. Ich muss Tob Zustimmen Radikalpazifismus ist keine Lösung. Realistischer erscheint mir die angesprochene Entwicklung von Perspektiven. Hier könnten zum Beispiel Veränderungen in der Welthandelsrunde wie ein Emde des EU-Agrar Dumpings sinnvolle Erste Schritte sein. Die Option von Friedens sichernden und erzwingenden Maßnahmen muss aber auf dem Tisch bleiben. Alles andere läuft letztlich auf die Inkaufnahme von Völkermord durch die Friedensbewegung hinaus.

    Allerdings braucht es in der Friedensforschung eine kritische Evaluierung von Peace keeping Operations. Ich habe in unserem 5 Jährigen Studium schon den Eindruck gewonnen Peace Keeping werde mehr oder weniger als Königsweg bei der Beilegung von Konflikten gepriesen,obwohl dieser Ansatz zwar viele Kriege beendet,nirgends jedoch wirklich nachhaltige Stabilität gebracht hat. Man denke nur mal an Bosnien oder den Kosovo um nur zwei Beispiele zu nennen. Auch halb Afrika ist ja voller Blauhelme mit durchwachsendem Erfolg. Insofern finde ich es schon in Ordnung wenn die Friedensbewegung Peacekeeping und Nation Building kritisch sieht.

    Das Problem ist nur das es bislang kein wirklich überzeugendes Gegenkonzept für Fälle schwerster Menschenrechtsverletzungen gibt. Galtungs Idee jede problematische Weltregion durch die Bildung von Föderationen zu befrieden, Stichwort Nahost Staatengemeinschaft und Kurdische Föderation,klingt zwar toll, funktioniert aber allenfalls langfristig wenn Überhaupt.Also müssen wir wohl Vorerst mit den Instrumenten arbeiten die entwickelt erprobt und durchsetzbar sind.

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  4. Ich denke auch, Radikalpazifismus muss Perspektive und Anspruch sein, aber wir müssen natürlich im hier und jetzt agieren und können vor staatlichen oder privaten Menschenrechtsverletzungen oder gar Morden nicht die Aufen verschließen. Auch wenn ich denke, dass tatsächlich nur eine Welt ohne Armee eine wirklich friedliche sein kann, werden wir das wohl kaum erleben. Mein Hauptproblem mit Auslandseinsätzen ist, dass sie fast immer instrumentalisiert werden für vermeintlich nationale Interessen der beteiligten Staaten anstatt wie behauptet, Frieden im Sinn zu haben. Frieden ist nur erwünscht, wenn er Profitinteressen nicht entgegensteht, also im Kongo eben nicht wie Henning ja ausgeführt hat.
    Im Zusammenhang mit dem Kampf des Westens für eine angeblich "freie" Welt fällt mir noch ein Zitat ein: "If crime fighters fight crime and fire fighters fight fire, what do freedom fighters fight?" (George Carlin). Das sehe ich mindestens in der Tendenz genauso: Die westliche Staatengemeinschaft gibt vor für Freiheit zu kämpfen, dabei bekämpft sie sie nach innen und außen. Im Äußeren werden z.B. gefügige Diktatoren gestützt oder gar eingesetzt und nach innen werden immer mehr erkämpfte Rechte eingeschränkt oder gar abgeschafft. Da sieht meine Freiheit, für die ich (ohne Waffengewalt ;-) kämpfe, völlig anders aus.

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  5. Dem kann ich nur zustimmen, der Missbrauch ist ein Problem, das dem Menschenrechtsschutz durch UN-Truppen die Glaubwürdigkeit nimmt. Wir bräuchten eine übernationale neutrale Instanz, die über Interventionen ohne Eigeninteressen aufgrund moralischer Gründe entscheidet.
    Weiteres ist in meiner Magisterarbeit nachzulesen. :-)

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  6. Klingt Interessant Tobi. Würde deine Magisterarbeit gerne lesen. Schick sie mir doch mal wenn du lust hast die E-Mail Adresse hast du ja oder kannst sie anhand alter gjm Mails leicht ergründen

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